Die Pubertät ist eine entscheidende Entwicklungsphase im Leben eines Hundes. Da Hunde sich in dieser Phase sowohl körperlich als auch geistig stark verändern, ist es wichtig, als Hundebesitzer*in gut informiert zu sein. In diesem Artikel erklären wir dir alles, was du über die Pubertät beim Hund wissen musst, von der Definition über die verschiedenen Entwicklungsphasen bis hin zu Gesundheits- und Ernährungsaspekten.
Was ist Pubertät?
Der Begriff Pubertät leitet sich vom lateinischen Wort „pubertas“ ab. Das bedeutet so viel wie „Erwachsenwerden“. Die Pubertät ist also die Phase im Leben, in der sich ein Lebewesen zu einem selbstständigen und fortpflanzungsfähigen Individuum entwickelt. Der Hormonspiegel verändert sich stark und sorgt für die Ausbildung der Geschlechtsorgane. Dies geht mit starken körperlichen und geistigen Veränderungen einher. In welchem Alter Hunde in die Pubertät kommen und wie lange diese dauert, ist von der Rasse abhängig. Allerdings sind in der Regel kleine Hunderassen früher reif als große.
Die verschiedenen Entwicklungsphasen beim Hund
Ein Hund durchläuft während seines Lebens verschiedene Entwicklungsphasen. Die Pubertät ist Teil einer dieser Phasen:
Welpenphase
Die Welpenphase dauert von der Geburt bis zum Alter von etwa 16 Wochen. In dieser Zeit lernen die Hunde die Grundlagen ihres späteren Sozialverhaltens und benötigen viel Zuwendung und Pflege. Am auffälligsten in dieser Zeit ist wohl das rasante Wachstum des Hundes.
Junghundphase
Ab der 16. Woche spricht man nicht mehr vom Welpen, sondern vom Junghund. Die Pubertät setzt dann mit dem Zahnwechsel ein, welcher ab einem Alter von vier Monaten, bei großen Hunden aber auch erst im zwölften Monat stattfinden kann. Das Erreichen der Geschlechtsreife markiert das Ende der Pubertät. Bei Hündinnen ist das der Zeitpunkt der ersten Läufigkeit. Rüden heben häufiger das Bein, sehen andere Rüden als Rivalen und entwickeln ihren Sexualtrieb. In dieser Phase spielt der Hormonhaushalt der jungen Hunde verrückt. Sie sind anfälliger für Stress, werden emotional aber auch mutig und eigenwillig. Die jungen Hunde haben in der Regel ein gesteigertes Energieniveau. Um sie entsprechend auszulasten, kannst du zum Beispiel Hundesport, wie Agility ausprobieren. Auch die Erziehung und vor allem das Training werden in dieser Zeit besonders anstrengend und nervenaufreibend. Verliere dabei nicht die Geduld!
Adoleszenzphase
Nach der Pubertät ist dein junger Hund zwar geschlechtsreif, aber noch lange nicht erwachsen. Daher folgt die Adoleszenzphase nach der Pubertät. Diese beiden Entwicklungsstufen sind nicht klar voneinander trennbar und gehen meistens fließend ineinander über.
In dieser Zeit entwickelt sich dein Hund vor allem mental weiter und die Umwelt wird interessanter. Dein Hund wird selbstständiger und womöglich auf eigene Faust die Welt erkunden wollen. Sein Sexualverhalten wird immer auffälliger, genauso wie die rassetypischen Eigenschaften. Möglicherweise entwickeln sich Jagdtrieb und Territorialverhalten deines Hundes.
Es kann ebenso vorkommen, dass dein Hund während dieser Zeit in stressigen oder verwirrenden Situationen gegenüber dir oder anderen Hunden mit aggressivem Verhalten reagiert. Das passiert aufgrund der vermehrten Ausschüttung von Hormonen, die Stressempfindlichkeit und Emotionen, wie Angst und Nervosität verstärken. Biete ihm in diesem Fall Schutz und Orientierung, indem du an euren bestehenden Regeln festhältst.
Die Adoleszenzphase dauert durchschnittlich zwei bis drei Jahre. Sie variiert jedoch genauso wie die anderen Entwicklungsphasen stark nach Rasse und Größe deines Hundes.
Unterschiede zwischen Pubertät bei Hunden und Menschen
Während bei Menschen die Pubertät mehrere Jahre dauert und meist zwischen dem 10. und 19. Lebensjahr stattfindet, ist die Pubertät bei Hunden kürzer und beginnt bereits im Alter von sechs bis neun Monaten. Die körperlichen Veränderungen sind bei Hunden ähnlich wie bei uns Menschen. Allerdings stehen bei Hunden hormonelle Veränderungen und Verhaltensänderungen stärker im Vordergrund.
Veränderungen während der Pubertät
Der Körper deines Hundes wird sich während der Pubertät in verschiedener Hinsicht verändern.
Hormonelle Veränderungen
Hormonelle Veränderungen, wie die Produktion von Testosteron bei Rüden und Östrogen bei Hündinnen, beeinflussen das Verhalten und den Körperbau des Hundes.
Körperliche Veränderungen
In der Pubertät wachsen Hunde sehr schnell und entwickeln ihre endgültige Körpergröße und Körperform. Die Knochen werden dichter, die Muskulatur nimmt zu und der Hund erhält seine endgültige Fellfarbe und -beschaffenheit.
Verhaltensveränderungen
In der Pubertät können Hunde unerwartetes oder schwieriges Verhalten zeigen. Dazu gehören unter anderem Sturheit, Ungehorsam, gesteigerte Aggressivität oder Ängstlichkeit. Diese Verhaltensänderungen sind auf die hormonellen Veränderungen und den gesteigerten Drang nach Unabhängigkeit zurückzuführen.
Erziehung und Training während der Pubertät
Um das Training während der Pubertät effektiv zu gestalten, solltest du auf kurze Trainingseinheiten setzen und den Schwierigkeitsgrad nur langsam steigern. Wichtig ist, deinen Hund zu motivieren und nicht zu überfordern. Wechsle deine Trainingseinheiten ab oder probier neue Übungen mit deinem Hund aus, um ihn nicht zu langweilen und das Training für ihn spannend zu halten. Zudem solltest du stets konsequent und geduldig bleiben. Geduld und Konsequenz sind in der Pubertät des Hundes der Schlüssel zu erfolgreichem Training und guter Erziehung. Positive Verstärkung, wie Belohnungen und Lob, hilft dir dabei, deinem Hund die gewünschten Verhaltensweisen beizubringen und unerwünschtes Verhalten abzutrainieren. Bestrafungen sind selten hilfreich. Gleichzeitig solltest du deinem Hund aber auch genügend Freiraum geben, um seine Unabhängigkeit ausleben zu können.
Gesundheitlichen Maßnahmen während der Pubertät
Es gibt verschiedene gesundheitliche Maßnahmen, mit denen du deinen Hund während der Pubertät unterstützen kannst:
Regelmäßige Tierarztbesuche
Während der Pubertät solltest du darauf achten, deinen Hund regelmäßig in einer Tierarztpraxis vorzustellen. Vorsorgeuntersuchungen ermöglichen es, den allgemeinen Gesundheitszustand deines Hundes zu überprüfen und mögliche Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen. Dabei werden unter anderem das Herz, die Lunge, der Bewegungsapparat und die Haut untersucht. Auch das Gewicht und die Entwicklung des Hundes werden kontrolliert, um sicherzustellen, dass er altersgerecht wächst und sich entwickelt.
Zahnkontrollen
In der Pubertät wechseln Hunde ihre Milchzähne gegen das bleibende Gebiss. Daher ist es wichtig, regelmäßig die Zähne und das Zahnfleisch des Hundes kontrollieren zu lassen. Der Tierarzt/ die Tierärztin kann dabei frühzeitig Zahnprobleme wie Zahnsteinbildung, Zahnfleischentzündungen oder fehlende bzw. zusätzliche Zähne erkennen und entsprechend behandeln.
Parasitenprophylaxe
Eine regelmäßige Parasitenprophylaxe ist während der gesamten Lebenszeit deines Hundes wichtig, jedoch gerade in der Pubertät, da das Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. Eine Tierarztpraxis kann eine geeignete Prophylaxe gegen Flöhe, Zecken, Milben und Würmer empfehlen, um deinen Hund vor Infektionen und Krankheiten, die durch Parasiten übertragen werden, zu schützen.
Impfungen
Während der Pubertät sollten alle notwendigen Impfungen durchgeführt werden, um den Hund vor verschiedenen Infektionskrankheiten zu schützen. Dazu gehören unter anderem Impfungen gegen Staupe, Parvovirose, Leptospirose, Hepatitis und Tollwut. In einer Tierarztpraxis kann dir ein individueller Impfplan erstellt werden, der auf die Bedürfnisse deines Hundes abgestimmt ist. Es ist wichtig, den Impfstatus deines Hundes stets aktuell zu halten, um einen bestmöglichen Schutz zu gewährleisten.
Kastration oder Sterilisation
Während der Pubertät kann eine Kastration oder Sterilisation des Hundes durchgeführt werden. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile.
Kastration
Bei der Kastration werden bei Rüden die Hoden und bei Hündinnen die Eierstöcke und/oder die Gebärmutter entfernt, wodurch die Produktion von Sexualhormonen gestoppt und der Hund unfruchtbar wird. Vorteile der Kastration sind reduziertes Sexualverhalten, wie das Markieren von Territorien, vermindertes Aggressionsverhalten und gesundheitliche Vorteile wie ein geringeres Risiko für Erkrankungen der Geschlechtsorgane. Nachteile sind eine mögliche Gewichtszunahme, verändertes Fell und das Narkoserisiko.
Sterilisation
Bei der Sterilisation werden bei Rüden die Samenleiter und bei Hündinnen die Eileiter durchtrennt oder verschlossen, sodass eine Befruchtung der Eizellen nicht mehr möglich ist, während die Produktion von Sexualhormonen erhalten bleibt. Vorteile der Sterilisation sind die Verhinderung ungewollten Nachwuchses und keine Beeinträchtigung des Sexualverhaltens. Nachteile hingegen sind das Fortbestehen der Läufigkeit und dass gesundheitliche Risiken, wie beispielsweise Gebärmutterentzündungen oder Prostatakrebs, erhalten bleiben. Auch bei der Sterilisation besteht ein Narkoserisiko.
Der richtige Zeitpunkt
Während der Pubertät laufen wichtige Entwicklungen im Körper, Gehirn und Hormonhaushalt deines Hundes ab. Diese Abläufe sind entscheidend für das Erreichen des Erwachsenseins deines Hundes. Eine Kastration oder Sterilisation während dieser Zeit sollte vermieden werden, da diese Vorgänge dadurch frühzeitig unterbrochen werden und deinen Hund am natürlichen Heranwachsen hindern. Im schlimmsten Fall bleibt dein Hund in der Pubertät stecken. Unerwünschte Verhaltensweisen sollten daher zunächst durch die entsprechende Erziehung ausgeglichen werden.
Die Entscheidung für oder gegen eine Kastration oder Sterilisation sollte immer individuell und in Absprache mit einer Tierarzt getroffen werden. Dabei spielen verschiedene Faktoren wie die Rasse, das Alter, der Gesundheitszustand des Hundes und die individuellen Bedürfnisse und Vorstellungen der Halterin oder des Halters eine Rolle. Überlege dir diese Entscheidung gut, denn sie kann nicht rückgängig gemacht werden! Wenn du mehr über das Thema Kastration wissen möchtest, gibt dieser Artikel dir hilfreiche Informationen und Tipps.
Wie sollte ich meinen Hund während der Pubertät ernähren?
Eine ausgewogene und altersgerechte Ernährung ist in der Pubertät besonders wichtig, da dein Hund in dieser Phase viel Energie für sein Wachstum und seine Entwicklung benötigt. Eine gute Ernährung trägt auch dazu bei, das Immunsystem zu stärken und möglichen gesundheitlichen Problemen vorzubeugen. Die genauen Anforderungen können je nach Rasse, Größe und individuellen Bedürfnissen des Hundes variieren.
Proteine
Junge Hunde benötigen im Vergleich zu ausgewachsenen Hunden eine höhere Menge an Proteinen, um ihr schnelles Wachstum zu unterstützen. Hochwertige Proteinquellen wie Huhn, Rind, Lamm oder Fisch sollten im Futter enthalten sein.
Fette
Während der Pubertät benötigen Hunde eine ausreichend große Menge an essentiellen Fettsäuren, insbesondere Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Diese sind wichtig für die Entwicklung des Gehirns, des Immunsystems und der Haut- und Fellgesundheit.
Vitamine und Mineralstoffe
Für Hunde sind insbesondere Calcium und Phosphor für ein gesundes Knochenwachstum während der Pubertät wichtig. Die empfohlene Calcium-Phosphor-Ration liegt bei etwa 1,2:1 bis 1,5:1. Vitamine, wie Vitamin A, D, E und K, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle in dieser Entwicklungsphase.
Futterempfehlungen
Um den speziellen Nährstoffbedarf von Hunden in der Pubertät zu erfüllen, solltest du hochwertiges Futter wählen, das auf die Bedürfnisse deines heranwachsenden Hundes abgestimmt ist. Wie z.B:
- Futter für heranwachsende Hunde: Einige Hersteller bieten spezielles Futter für heranwachsende Hunde an, das auf die besonderen Bedürfnisse von Hunden in der Pubertät angepasst ist. Achte besonders auf einen angemessenen Gehalt an Proteinen, Fetten, Vitaminen und Mineralstoffen.
- Rasse- und größenabhängiges Futter: Manche Futtermittel sind auf spezielle Rassen oder Größen abgestimmt, um deren individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Es ist zudem wichtig, die Fütterungsempfehlungen des Herstellers sowie das Gewicht und die Aktivität deines Hundes zu berücksichtigen, um die richtige Futtermenge zu bestimmen. Eine regelmäßige Kontrolle des Gewichts und der körperlichen Fitness deines Hundes hilft dabei, die Futtermenge bei Bedarf anzupassen.
Futterumstellung und Fütterungsroutine
Die Umstellung von Welpenfutter auf Futter für heranwachsende Hunde oder ausgewachsene Hunde sollte schrittweise erfolgen. So kannst du Verdauungsprobleme vermeiden. In der Regel empfiehlt es sich, den Anteil des neuen Futters schrittweise über einen Zeitraum von 7 bis 14 Tagen zu erhöhen, während die Menge des bisherigen Futters entsprechend reduziert wird.
Die Fütterungsroutine sollte ebenfalls an die Bedürfnisse des heranwachsenden Hundes angepasst werden. Während Welpen häufig vier bis fünf Mahlzeiten am Tag benötigen, kann die Anzahl der Mahlzeiten bei Hunden in der Pubertät auf zwei bis drei reduziert werden. Eine regelmäßige Fütterungsroutine trägt dazu bei, dass sich dein Hund an den neuen Futterplan gewöhnt und eine gesunde Verdauung unterstützt.
Zusammengefasst
Die Pubertät ist eine herausfordernde, aber auch spannende Zeit im Leben deines Hundes. Indem du dich gut über diese Phase informierst und deinem Vierbeiner mit Geduld, Konsequenz und Liebe begegnest, kannst du die Bindung zu deinem Hund stärken. Eine gute Erziehung, eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Gesundheitschecks tragen dazu bei, dass dein Hund die Pubertät gut übersteht und zu einem glücklichen, gesunden Hund heranwächst.